20 Jahre Waldbauernschule in Thüringen – Ein Erfolgsmodell

Im Dezember 2005 fand der erste Kurs der Waldbauernschule im Kloster Rohr bei Meiningen statt. Frank Setzer und ich, als Vertreter der Fa. TSS-Forstplanung, trafen mit der Idee beim damaligen Geschäftsführer Wolfgang Heyn sofort auf großes Interesse und so wurde ein gemeinsames Konzept entwickelt, das im Wesentlichen noch heute Bestand hat. Nach der Erstellung eines Lehr- und Zeitplans wurde die ersten Kurse vom Waldbesitzerverband für Thüringen, als Träger der Maßnahme, bei der Fördermittelstelle für die Jahre 2005 und 2006 beantragt. Anfangs als Versuch gestartet erwies sich die Waldbauernschule Thüringen als Erfolgsmodell, das getragen durch einen Waldbesitzerverband einzigartig in Deutschland war. Lediglich die Bayrische Waldbauernschule mit einem festen Standort in Kehlheim in Trägerschaft des Bayrischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus bietet eine professionelle Ausbildung mit Landesbediensteten an. Im Jahr 2009 hat TSS-Forstplanung die Idee nach Brandenburg getragen, wo seitdem Kurse in einem ähnlichen Format durch den Verein Waldbauernschule Brandenburg e. V. angeboten werden.

Inzwischen wurden in Thüringen über 1.800 Teilnehmer in über 100 Kursen in den vergangenen 20 Jahren geschult. Bei den Referenten herrschte eine große Konstanz und damit inzwischen eine langjährige Schulungserfahrung. Während Karsten Spinner bisher alle Kurse durchführte, zog sich Frank Setzer auf Grund vielfältiger hauptberuflicher Verpflichtungen 2012 zurück und wurde durch Matthias Hellmund ersetzt. Eine Ursache des Erfolges ist sicher auch, dass die Schulungen dezentral durchgeführt werden und die Referenten in die Landgasthöfe zu den Waldbesitzern kommen. Einzigartig ist auch die Breite der vermittelten Themen, die sich vom Forstrecht bis zum Waldbau, vom Steuerecht bis zur Jagdausübung und von der Förderung über die Holzvermarktung bis zu den ökonomischen Grundlagen erstreckt. 

In einer wissenschaftlichen Untersuchung aus dem Jahr 2018 (AFZ-Der Wald, 1-2019), die die Waldbauernschule Thüringen mit der Waldbauernschule Brandenburg verglich, konnte auch die Wirksamkeit der Schulungen nachgewiesen werden. Die Befragung hat gezeigt, dass die Waldbauernschule eine Veränderung der Einstellung der Teilnehmenden bewirkt hat. So stieg die Bereitschaft der Waldbesitzer, Ziele für die Bewirtschaftung zu formulieren, je nach Bundesland um 17 bis 30 %. Daraus folgt, dass sich hinsichtlich der Waldbewirtschaftung die Eigentümer zu 80 bzw. 100% in die Lage versetzt fühlten, Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen umzusetzen. So haben 27 bzw. 30% der Waldbesitzenden nach der Schulung tatsächlich mehr Holz eingeschlagen und davon immerhin zu 62 bzw. 45% dem Rundholzmarkt zugeführt. Der Anteil der Waldbesitzenden, die selbst Holzeinschlagsmaßnahmen kalkulieren, stieg um 14 bis 25%. Diese zunehmenden Aktivitäten beruhten auch auf der Erkenntnis von 82 bzw. 7% der Teilnehmenden, dass im Privatwald mehr Holz eingeschlagen und in 27% bzw. 36% der Fälle mit dem Wald mehr Geld verdient werden kann. Die Aktivitäten beschränken sich jedoch nicht nur auf eine gesteigerte Holznutzung, sondern auch auf weiterreichende Aspekte der Waldbewirtschaftung wie Naturschutz, Verkehrssicherung und Jagd. Hervorgerufen durch ein größeres forstfachliches Selbstvertrauen sind die Waldbesitzenden bereit, offensiver für ihre Interessen einzutreten.Auch im Jahr 2026 wird der Waldbesitzerverband für Thüringen wieder sechs dezentrale Schulungen anbieten und die Erfolgsgeschichte in den kommenden Jahren weiterschreiben. Die Termine und Inhalte im Frühjahr finden sie hier. Die Herbsttermine sind derzeit in Planung. Wenn Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse das Angebot für die Mitglieder nutzen wollen, melden sie sich bitte in der Geschäftsstelle. Wir kommen gern zu Ihnen! Die Bilderstrecke zeigt einen kurzen Rückblick.