Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) hat mit dem Waldbesitzerverband nach dem Vorbild des Bundeskongresses am 1. April 2023 in Neudietendorf erstmalig in Thüringen einen Landeskongress für Forstwirtwirtschaftliche Zusammenschlüsse durchgeführt. Damit soll den Forstbetriebsgemeinschaften und den Forstwirtschaftlichen Vereinigungen erstmalig auf Landesebene eine Plattform gegeben werden auf der die Teilnehmer sowohl miteinander als auch mit den Akteuren aus der Verwaltung ins Gespräch kommen können. Aus diesem Grund wurde nach jedem Vortrag ausreichend Diskussionszeit geplant, um den Teilnehmern Möglichkeiten für Rückfragen zu geben.
Im ersten Beitrag blickte Abteilungsleiter Jochem Instenberg aus dem Ministerium auf die bisherigen Leistungen des Freistaates Thüringen für die Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse zurück. Er unterstrich die große Bedeutung der Zusammenschlüsse für die Bewältigung der Waldkatastrophe und verwies auf 25 Mio. € Fördermittel, die im Jahr 2023 für den Privatwald zur Verfügung gestellt werden.
Der Präsident des Waldbesitzerverbandes, Matthias Pfannstiel, skizzierte in einem Rückblick die Entstehung der Forstbetriebsgemeinschaften seit Anfang der 1990-iger Jahre und verwies auf die Dringlichkeit diese Zusammenschlüsse nun weiter zu entwickeln. Er stellte dar, dass wir einerseits, auch im Vergleich der ostdeutschen Bundesländer, bereits viel für die Organisation des Privatwaldes in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. Gleichzeitig zeigt er auch die Defizite, Hindernisse und Entwicklungspotentiale auf die sich besonders vor dem Hintergrund der Waldschutzsituation, des Fachkräftemangels, der Finanzierung und der Überalterung der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse ergeben.
Um auch Erfahrungsberichte verschiedener Zusammenschlüsse über die Aufgaben, Probleme und Lösungsvorschläge anderer Bundesländer einfließen zu lassen wurde aus Brandenburg Enno Rosenthal, langjähriger Vorsitzender der FBG Neuruppin, eingeladen. Er stellte plastisch die Entwicklung des Zusammenschlusses dar und hob die Notwendigkeit der Gründung im Jahr 1991 hervor ohne die in der Region eine geregelte Forstwirtschaft bei gleichzeitiger Einnahme für die Waldbesitzer nicht möglich gewesen wäre.
Riccardo Brandt, als Geschäftsführer der FBG Leuchtenburg, zeigte für einen thüringer Zusammenschluss Möglichkeiten und Chancen auf, die sich trotz Überalterung der Vorstände, inaktiver Mitglieder und dem Zuwachs an Verantwortung auf Aufgaben für den Vorstand durch eine große FBG ergeben.
Am Nachmittag referierte Pier Pernutz, Fachbereichsleiter bei ThüringenForst, über die Fördermöglichkeiten für Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse und die daraus resultierenden Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Dabei wurde deutlich, dass sich mit dem Wegfall der De-minimis-Beschränkung auf EU-Ebene zukünftig größere finanzielle Spielräume besonders für professionell arbeitende Forstbetriebsgemeinschaften und Forstwirtschaftliche Vereinigungen ergeben.
Zum Abschluss wurde aus Gülzow Dr. Thorsten Gottschau von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), per Video zugeschaltet, um die Bundesrichtlinie „klimaangepasstes Waldmanagement, vorzustellen. Es war ausreichend Zeit eingeplant, um die bereits im Vorfeld aufgetretenen zahlreichen Fragen nach dem Vortrag ausführlich beantworten zu können.
Frau Dangel-Vornbäumen von der Arbeitsgemeinschaft der Waldbesitzerverbände (AGDW) war mit Ihrem Kollegen Leon Nau angereist. Sie verwies eindringlich auf die Notwendigkeit an der Sozialwahl 2023 teilzunehmen und die Liste 2, der Waldeigentümer zu wählen, um stärker auf die Entscheidungen der SVLFG Einfluss nehmen zu können.
Die erste Resonanz der Teilnehmer auf die Veranstaltung war durchweg positiv. Allein die Möglichkeit den Zusammenschlüssen ein Podium zu bieten und sich über aktuelle Entwicklungen informieren zu können fand breiten Anklang.
Mittelfristig ist geplant dieses Veranstaltungsformat gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft weiter zu entwickeln und perspektivisch Schwerpunkte auf besondere Themen legen, die die Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in Thüringen umtreiben.
Der ausdrückliche Dank des Verbandes geht an den Referatsleiter Achim Ramm und seinen Mitarbeiter Stefan Beier, die sich bei der Organisation und Durchführung seitens des TMIL besonders engagiert haben.